Angst, der gemeine Brainfucker macht dich machtlos, hilflos und oft auch bewegungslos. Jetzt geht es uns Menschen oft schon so, dass wir vor Geräuschen erschrecken, dabei ist unser Gehör nicht mal annähernd so gut wie das von Hunden.

Das menschliche Gehör geht von 20-20.000 HZ, das beim Hund von 15-50.000 HZ, sie hören Geräusche, die für uns nicht mehr hörbar sind. Kannst du dir vorstellen, wie Geräusche, die für uns schon heftig sind, auf das Tier wirken?

Wir haben jetzt Mitte November, in ca. 6 Wochen ist Jahresende und dann kommt, was so viele Hunde fürchten: Silvester! Wie oft erschrecken wir uns, weil die Böller und Knaller so richtig laut sind und wir das Gefühl haben, dass uns das Trommelfell reißt? Wie empfindet das der Hund wenn der 30 x besser hört als unsereiner?

 Geräuschangst  – ich glaube eine der größten bzw. der häufigsten Ängste von Hunden.

Wie entsteht so etwas und was kann man dagegen tun?
Kann man diese Angst wirklich besiegen oder muss der Hund damit leben?

Der Geräuschangst auf der Spur

Gehen wir mal zurück zum Anfang: In einem Welpenwurf wirst du immer verschiedene Charaktere finden. Den Mutigen, den Clown, den Charmeur, den Schüchternen, aber auch den Ängstlichen, der Schisser der Gruppe. Von Anfang an traut sich dieser Welpe nichts zu, bleibt ängstlich in der Ecke sitzen während alle anderen schon die Gegend erkunden, hat Angst vor allem Neuen, das auf ihn zukommt, besonders aber, wenn es laut wird.

Ab der dritten Lebenswoche machen die Welpen die Augen auf, das Gehör entwickelt sich immer besser und jetzt fängt die  Prägungsphase  an. Normalerweise hilft die Hundemama den Kleinen, aber was ist, wenn genau diese selber extreme Angst vor Geräuschen hat? Was ist, wenn sie nie gelernt hat, damit umzugehen oder selbstbewusst darauf zu reagieren? Sie kann es den Kleinen gar nicht zeigen, die Lernerfahrung ist: Mama hat Angst, zittert, versteckt sich, also mache ich das auch, gerade der Welpe, der sowieso schon zur ängstlichen Sorte gehört.

Wenn ein Züchter oder eine Privatperson Welpen hat, steht er in der  Pflicht , in der Prägungsphase die Welpen auf alles Mögliche vorzubereiten. Auf Geräusche, wie den Staubsauger, raschelnde Tüten, Gegenstände, die laut zu Boden fallen, Autogeräusche usw. Später hat diese Pflicht auch der Hundehalter. So wird auch der ängstlichste Welpe mit der Zeit sicherer. Zudem baut der Welpe Vertrauen zu seinem Halter auf.

Wenn man sich so eine kleines Würmchen holt, dann ist alles süß, da übersieht man oft die kleinen Anzeichen von Unsicherheit und Ängstlichkeit und sagt sich: „Ach das wird schon wenn der größer ist, da muss er durch“!

Aber wie soll der da durch wenn er keine Hilfe bekommt, wenn sein Mensch ihm nicht zeigt, dass er davor keine Angst zu haben braucht, dass es zwar laut ist, aber nichts passieren kann?

Den Welpen behutsam begleiten

Ein Welpe will also ganz langsam und behutsam auf unsere laute Welt vorbereitet werden und dabei begleitet werden, sie zu entdecken. So lernt das kleine Wesen mit seinem Halter, durch Motivation und Belohnung, nach und nach, dass Geräusche zwar nicht angenehm für seine Ohren sind, sie aber zum Leben dazugehören und das steigert sein Selbstbewusstsein, dein Hund wird später relaxed durch die Welt laufen, ohne dass er immer zusammenzuckt wenn es laut wird.

Aber es gibt so viele Hunde, die in ihren Leben schreckliche Erfahrungen gesammelt haben mit Geräuschen jeglicher Art und niemand hat ihnen dabei geholfen, ihre Ängste ernst genommen und etwas dagegen getan. Was geht in einem Hund vor, der sich vor allem Möglichen erschreckt?

Angespannte Körperhaltung, Schwanz eingeklemmt, Muskel sind verspannt, erhöhter Puls und Atemfrequenz, oft auch zittern, jaulen oder Angstpieseln. Für den Hund ist das die reine Hölle und ein Leben in Angst ist kein Leben, vom gesundheitlichen Aspekt ganz zu schweigen.

Bei vielen Hunden ist die Geräuschangst schon so tief verankert, dass es schwer ist, ihn da rauszuholen, aber man muss und kann definitiv etwas dagegen tun, damit der Hund wieder Lebensqualität bekommt und Freude hat dran.

Hilfe bei Geräuschangst

  1. Bachblütentherapie, lasse dich von einem Bachblütentherapeut oder Tierhomöopath beraten, sie wissen worauf es genau ankommt.
  2. Geräusch-CD’s (Edition „nur keine Panik“ für verschiedene Geräusche aller Art.) kann man sich besorgen bei www.dogtools.de
  3. Thundershirt für den Hund. Durch seinen Schnitt übt das Shirt einen Druck auf die Brust und den Mittelkörper aus, den die Hunde als angenehm empfinden. Dieser Druck soll eine beruhigende Wirkung haben und ohne Nebenwirkungen einem Hund in Angstsituationen helfen.
  4. Adaptil, ist eine synthetische Nachbildung eines Beruhigungspheromons, das von der Mutterhündin gebildet wird, um ihren Welpen das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit zu geben. Adaptil gibt es als Verdampfer für die Steckdose (wir Menschen merken davon gar nichts), als Adaptil Halsband, oder Adaptil Transportspray.
  5. Clickertraining
  6. Spieltherapie

All das sind Möglichkeiten, um mit Ängsten besser klar zu kommen. Man sollte alles ausprobieren. Wenn eine Angst ganz tiefsitzend ist, kann es sein, dass sie nie weg geht oder der Hund sich total entspannt, aber er lernt, besser damit umzugehen.

Viele raten auch bei Ängsten zu Psychopharmaka. Bitte nicht!!!! Versucht es erst mit den anderen Sachen, ja das kostet oft Zeit und viel Geduld und geht auch oft nur im Schneckentempo, aber der normale Weg lohnt sich so sehr. Gerade jetzt wenn Sylvester kommt, mal schnell Psychomittelchen rein und der Hund ist still, Leute das ist der falsche Weg, fangt jetzt schon an mit den oben genannten Sachen.

Clickertraining als Angstherapie

Clickertraining ist eine wunderbare Art des Trainings, um Ängste und Unsicherheiten in Selbstbewusstsein umzuwandeln.

Nehmt die Ängste eurer Hunde ernst. Mir hilft es oft, wenn ich in Gedanken mit meinen Hund Rollen tausche. Wie würde ich mich fühlen in seiner Situation? Wenn ich Angst habe oder mir was unheimlich ist und keiner mich für voll nimmt, geschweige denn mir hilft?

Zu guter Letzt noch etwas. Wie oft habe ich das schon gehört, dass man sagt, wenn dein Hund Angst hat, dann beachte ihn nicht, denn beim Streicheln und Reden wird er in seiner Angst bestätigt. Kannst du dich noch erinnern, als du ein Kind warst und ein schrecklich lautes Gewitter tobte draußen? Du bist zu deinen Eltern unter die Bettdecke gekrochen und das gab dir Geborgenheit, du fühltest dich sicher und das böse Gewitter, war nicht mehr ganz so schlimm. Das war doch schön oder nicht? Aber das Ganze gab es auch umgekehrt du hattest Angst und deine Eltern sagten: „Stell‘ dich nicht so an und schlaf‘ jetzt!“ Das ist ein Scheißgefühl, weil dich keiner Ernst genommen hat und man hat sich unendlich alleine gefühlt.

Wenn dein Hund z. B. Gewitterangst hat und Schutz und Geborgenheit bei dir sucht, dann gib sie ihm, lass ihn in deinen Arme kuscheln, damit er das nicht ganz so schlimm findet und entspannter damit umgehen kann. Klar sollte man seinen Hund auf keinen Fall bemitleiden und auf ihn einreden, du armer Hundi haste Angst….. Nee, das nicht, das hilft nicht.

Gib deinen Hund Schutz und Geborgenheit, wenn er es braucht, sei da, nimm seine Ängste ernst und arbeitet gemeinsam daran, dass es besser wird. Glaub mir, dann bist du in seinen Augen der Hero, weil er sich verstanden fühlt und Unterstützung bekommt.

 Keine Macht der Angst! 

Im nächsten Blogartikel geht’s um:
Angst vor anderen Hunden und Menschen

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